In Ihren Ausführungen über die Ursachen schlechter Gewohnheiten sprechen Sie sehr viel in Bildern. Nehmen wir einmal an, die gezeichneten Bilder stimmen zumindest in soweit, dass man mit ihnen arbeiten kann.

Was passiert denn jetzt Ihrer Ansicht nach in der Folge ganz konkret am Parodontium?

Ausführlich geschildert ist es wohl so, dass das okklusale Trauma dafür sogt, dass die Par-Spalten über Zahnbewegungen erweitert werden (wie in der KFO), dass die ubiquitär vorhandenen Keime nur darauf warten, diese nunmehr besiedeln können, und das dann je nach Qualität der Immunabwehr und der Länge dAbwehrlage auch tun, dass durch die daraus entstehende Entzündung der Zahnhalteapparat und der Knochen ödematös anschwellen und dadurch weicher werden, dass sich hierdurch bei Trauma der Par-Spalt wieder leichter erweitert, wodurch die Eintrittspforte noch vergrößert wird, was den nur darauf wartenden Keimen wieder erlaubt, weiter in die Tiefe vorzudringen, was sie dann je nach Qualität der Immunantwort auch tun, dass dadurch letztlich der Knochen abgebaut wird, wodurch sich die Keimbarriere verkürzt, was dazu führt, dass sich immer weniger Zahn im Knochen und immer mehr Zahn im Mund befindet, wodurch sich die aufgrund des Hebelgesetzes einwirkenden Kräfte, die auf den wenigen verbleibenden Knochen einwirken, immer mehr vergrößern, wodurch der Par-Spalt noch leichter erweiterbar wird, was den Keimen, die nur darauf warten, es immer leichter macht……

So ähnlich wird es wohl funktionieren. Bei reduzierter Immunantwort bildet sich so ein Teufelskreis aus, der zum sicheren Zahnverlust führt, wenn man ihn nicht rechtzeitig unterbindet. Das ist der Grund, warum wir zwei Extreme sehen:

a) Das entzündungsfreie Gebiss mit Abrasionen und vor allem vestibulärem Knochenabbau und dadurch bedingten „langen Zähnen“ ohne Lockerungsgrade, die echte Parodontose eben, und

b) Das parodontitische Gebiss mit horizontalem Knochenabbau, wenig Zahn im Knochen und viel Zahn im Mund mit Lockerungsgraden ohne größere Abrasionen, die echte Parodontitis eben.

Dazwischen gibt es selbstverständlich eine große Variation von Mischformen, die wir Mosaike nennen.

Dazu kommt noch, dass sich der Zahn bei Parodontitis durch die Entzündung ein wenig verlängert, weil er aus der Alveole herausgedrückt wird, wodurch sich das Trauma verstärkt, da die Patienten beim Schlussbiss jetzt auf die Frühkontakte knallen. In diesem Stadium braucht es dann die „schlechten Gewohnheiten“ nicht einmal mehr, um den Teufelskreis zu unterhalten. Bestehen sie allerdings fort, sehen wir völlig zerstörte Gebisse in relativ jungendlichem Alter.

Dazu kommt weiterhin, dass okllusale Traumata häufig durch „schlechte Gewohnheiten“ in negativen Stressphasen ausgelöst und verstärkt ausgeübt werden.

Wenn man dann noch bedenkt, dass bei Depression und negativem Stress die Immunantwort verringert ist und/weil neben Adrenalin auch jede Menge Cortison ausgeschüttet wird, hat man eigentlich alle Steinchen zusammen, um ein jegliches Mosaik zu legen. Die Manager-Parodontitis, die vielen ja anscheinend wie eines der letzten ungelösten Geheimnisse der Zahnheilkunde vorzukommen scheint, wird damit leicht erklärlich.

Das ist ja das Tolle an Medizin. Sie folgt streng und verlässlich logisch ableitbaren Kriterien! Deshalb ist sie ja genau nicht rein empirisch, sondern eben auch wissenschaftlich begründet. Zumindest solange, wie die Wissenschaftler keine Anekdoten erzählen. Aus welchen Gründen auch immer viele das tun zu müssen meinen.

Die Psychologie übrigens auch. Leider aber nur für den Eingeweihten.