Im Dezember 2000 stellte sich die Patientin mit Schmerzen und geschwollener Backe im dritten Quadranten bei uns vor. Es zeigte sich ein dicker Abszess im Bereich 37/36 und 35/36. Der 37 war devital, 36 hypersensibel und 35 und 34 normal vital. Alles war locker. 37 und 36 L=II, 35 L= I-II, 34 L= 0-I.

Therapie: Hochdosiert Doxycyclin für 4 Wochen, Trep und WK von 35, 36, 37. Langwierige Med`s nach der Timbuktu-Methode. Zunächst nur sehr zögerliche Besserung und Reduzierung der Lockerungsgrade. Erst nach Hemisektion 36 mit geleichzeitiger Augmentation mit Cerasorb, WF und Schienung über ein verblocktes Provisorium deutliche Remission.

Weil der Fall so unsicher in der Prognose ist, haben wir das Provisorium fest zementiert (geringere Bruch- und Lockerungsgefahr). Eine feste Schienung halten wir in einem solchen Fall für unbedingt indiziert.Deshalb ahben wir auch den festen 34 integriert. Wir werden es so lange belassen, bis es nicht mehr funktionstüchtig ist und hoffen, dass es zumindest für 3 Monate halten wird, am liebsten sechs. Eine solche Versorgung stellt eine für alle Beteiligten ausgesprochen günstige Übergangslösung da. Für den Zahnarzt, weil er eine lange Exspektationsphase einschieben kann, für den Patienten auch, insbesondere dann, wenn die finanziellen Mittel momentan beschränkt sind.

Dieser Fall ist unter mehreren Aspekten interessant und lehrreich.

Interessant, weil es sich um eine Patientin handelt, die sich im wahrsten Sinne des Volksmundes durch das Leben beisst, was zu dem Eingangszustand geführt hat. Eine Kombination aus Parodontitis und schlechten Angewohnheiten ist wohl das schlimmste, was dem Parodontium zustoßen kann. Lehrreich, weil dieser extreme Befund über eine lange Periode von mehr als 8 Jahren persönlicher Zufriedenheit ohne großen Aufwand stabil gehalten werden konnte..

Interessant und lehrreich aber insbesondere deshalb, weil die plötzliche, wuchtige Exazerbation mitten in einer persönlichen Lebenskrise aufgetreten ist.