Mit diesem desolaten Restzahnbestand stellte sich die Patientin Im Frühjahr 1992 mit dem Wunsch nach prothetischer Versorgung bei uns vor. Die erforderlichen finanziellen Ressourcen vorausgesetzt würden wir sie heute natürlich mit 2 oder maximal 3 Implantaten festsitzend versorgen ( Beispiel).

Desolater Restzahnbestand Anfang 1992 mit Lockerungsgrad L>=II in der Front (Klick!)

Leider waren die Ressourcen begrenzt und wir damals zumindest noch teilweise auf die Lehrmeinung fixiert, so dass wir uns für eine konventionelle teleskopierende Versorgung unter Erhalt aller Pfeiler entschieden haben. Dass wir uns im Vergleich zu unseren universitären Lehrern die Zahnerhaltung betreffend schon 1992 einen erheblichen Vorsprung erarbeitet hatten, zeigt der Verlauf:

Im August 2006 stellte sich die Patientin mit einer für teleskopierende Versorgungen typischen Wurzellängsfraktur an einem der endständigen Pfeiler vor. An allen Pfeilern ist an den wieder verbreiterten Parodontalspalten zu erkennen, dass die Beweglichkeit wieder deutlich zugenommen hat.

Die Versorgung steht nunmehr mehr als 13 Jahre in voller Funktion (Klick!)

Dafür, dass die leichte Erweiterbarkeit das entscheidende Argument für teleskopierende Versorgungen im desolaten Restgebiss ist, kann sich die Patientin sicher nicht beklagen, dass es nach fast 14 Jahren nunmehr zu ersten Erweiterung gekommen ist. Das verdankt sie sicher unserer guten konservierenden Technik, der Qualität unseres Zahntechnikers, ihrer guten Mundhygiene, dem peniblen Einhaltung ihrer Recall-Termine bei Zustand nach initialer systematischer PAR-Behandlung und den regelmäßigen jährlichen Unterfütterungen. Genau so sicher ist aber auch, dass mit dieser ersten Erweiterung der Anfang vom Ende der Versorgung eingeläutet ist.

Heute würden wir diesen Fall entweder festsitzend oder – wenn schon eine herausnehmbare Versorgung gewünscht wird- in jedem Falle nicht konventionell versorgen, sondern die Teleskope – zwischen den beiden Einsern getrennt – über individuell gefräste parallele Stege primär verblocken:

Das in unzähligen Diskussionen bis zum Erbrechen wiederholte Argument, es läge nur an unserer schlechten Zahntechnik, dass nicht in dieser Art primär verblockte teleskopierende Versorgungen so häufig erweitert werden müssten, und man brauche beispielsweise nur “ modern und damit galvanotechnisch“ zu arbeiten, können wir vor dem Hintergrund des vorgestellten Falles nicht gelten lassen. Wir sind uns vielmehr absolut sicher, dass wir im oben vorgestellten Fall.

  1. Bei den Einzelpfeilern Lockerungsgrad L=0 erreicht hätten
  2. dramatisch weniger häufig hätten unterfüttern müssen
  3. keine Wurzellängsfraktur hätten beobachten müssen und in der Folge
  4. keine Erweiterung hätten durchführen müssen
  5. das Anfang vom Ende der Versorgung noch lange nicht eingeläutet wäre

Denn wenn eine teleskopierende Versorgung auf solchen Pfeilern ohne Erweiterung 14 Jahre übersteht, heißt das vor allen Dingen erst einmal eins: Man hätte auch oder vielmehr besser festsitzend versorgen können!