Während der normale Kaudruck ca. 20 Kp/qcm beträgt, erreicht er bei extremen Bruxern bis zu 400 Kp, also das Zwanzigfache. In der logischen Folge ist die prothetische Versorgung solcher Patienten sehr problematisch. Dies insbesondere im stark reduzierten Restgebiss bei kombinierten Versorgungen.

Schauen Sie einmal auf die letzten, leider etwas unscharf abgebildeten natürlichen Zähne im 3. Quadranten. Die übrigen Zähne im Unterkiefer wurden überkront, weil sie aufgrund des extremen Bruxismus kurz vor der Fraktur standen. An diesem Fall sieht man auch sehr schön, dass die Zähne im Oberkiefer aufgrund der deutlich schlechteren Knochenqualität sehr viel mehr leiden und schneller verloren gehen als die Unterkieferzähne.

Bei der Versorgung des stark reduzierten Restgebisses nicht nur solcher Extremfälle hat sich die pfeilerstabilisierende primäre Verblockung der Primärteile ausgesprochen gut bewährt. Wir verfügen inzwischen über eine fast 20-jährige Erfahrung. Dabei war folgende Hypothese Grundlage unserer Überlegungen:

Warum soll für die Versorgung stark geschädigter natürlicher Pfeiler nicht das recht sein, was für implantatgetragene Versorgungen billig ist?

Mit der empirischen Erfahrung mit inzwischen zahllosen Versorgungen – wir machen das inzwischen routinemäßig in den unterschiedlichsten Variationen von Stegen unter Beachtung der grundsätzlichen prothetischen Regeln und gliedern inzwischen praktisch keine Einzelteleskope mehr ein – können wir heute sicher aussagen:

  • auch bei desolater Pfeilersituation kommt es sehr viel seltener zum Pfeilerverlust. Dieser ist im Gegensatz zu konventionellen teleskopierenden Versorgungen – Hauptvorteil: leichte Erweiterbarkeit – nachgerade die seltene Ausnahme von der Regel
  • die Frequenz an notwendigen Unterfütterungen sinkt aufgrund des stark reduzierten „ständigen Genackels“ sehr deutlich ab. Es lässt sich also dasselbe Phänomen beobachten wie bei über einen parallel gefrästen Steg primär verblockten implantatgetragenen Versorgungen

Bei diesem Patienten kam erschwerend hinzu, dass er sich bei der Erstversorgung vor neun Jahren weigerte, eine Gaumenplatte zu tragen. Wir sind davon überzeugt, dass der wurzelgefüllte und mit einem Stift versorgte Zahn 13 nicht vor 3 Jahren verloren gegangen wäre, wenn die Prothese über den gesamten Gaumen abgestützt gewesen wäre.

Nichtdestotrotz ist es erstaunlich, welchen Kräften ein solcher Kronenblock über so viele Jahre standhalten kann.. Das bis auf wenige Frontzähne reduzierte Restgebiss im Oberkiefer stellt schließlich die ungünstigste Variante aller denkbaren Situationen dar.

Nach dem Verlust von 13 war die Situation natürlich noch einmal sehr deutlich verschlechtert. Es kam rezidivierend und in immer kürzerem Abstand zu Ermüdungsbrüchen am Übergang vom Modellguss zu den Sekundärteleskopen, so dass wir uns jetzt entschlossen haben, eine für den sehr alten Patienten kostengünstige und sehr sicher langfristige, diesmal kompromisslose Neuversorgung durchzuführen, bei der die Stabilität und der Erhalt des Frontzahn-Teleskop-Blocks und die leichte Händelbarkeit  im Vordergrund steht.

Nach einem Präzisionsabdruck des Frontzahnblocks wurde der vordere Anteil des Modellgusses quasi wie eine Cover-Denture mit wenig Friktion als Sekundärteil gestaltet, im Einstück-Gussverfahren hergestellt und vestibulär mit Kunststoff verblendet.

Das sollte jetzt eigentlich sogar dann halten, wenn der Patient – wie er es momentan noch mit seiner alten, gerade wieder reparierten Versorgung macht- die im Seitenzahnbereich neu aufgestellten Zähne in Affengeschwindigkeit reduziert, um anschließend endlich wieder bei jedem Schlussbiss in die Front knallen und die gerade neu verlaserten Sekundärverbindungen zerstören zu können.

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