Röntgenologische Verlaufskontrollen sind in der Endodontie besonders wichtig. Allein an der klinische Symptomatik kann man nicht überprüfen, ob man eine durch eine apikale Ostitis komplizierte Endodontitis durch die angewandte Therapie wirklich ausgeheilt hat, oder aber die akute bakterielle Infektionskrankheit lediglich in eine chronische verwandelt wurde, und man darauf vertrauen muss, dass ein leistungsfähiges Immunsystem in der Lage ist, den zahnärztlicherseits nicht ausgeheilten Infekt wenigstens lokal begrenzt zu halten.

Hier zunächst ein sehr einfacher Fall einer Gangrän mit röntgenologisch kleiner apikaler Aufhellung, die sich ca. ein Jahr nach prothetischer Versorgung klinisch durch eine deutliche druckdolente Schwellung oberhalb der Wurzelspitze manifestierte:

Der zweite Fall ist schon deutlich problematischer. Es handelt sich um einen Zufallsbefund eines anlässlich der Erstuntersuchung des Patienten angefertigten OPT’s im März 1988. Damals bestand die Praxis gerade einmal ein knappes Jahr. Die Aufbereitung erfolgte zu diesem Zeitpunkt noch nicht so konsequent weit und nicht bis ins Granulom, die Desinfektion noch nicht so sorgfältig und ausdauernd nach gesichertem Protokoll. Sie bestnd in diesem Fall bestand trotz der abgebrochenen Feile nur in 2 Einlagen, einmal Ledermix und einmal ChKM, ohne Langzeiteinlage von Ca(OH)2. In einem solchen Fall würden wir insbesondere mit Blick auf das belassene Feilenfragment heute deutlich länger und konsequenter desinfizieren. Darüber hinaus erschien der Patient nach der 2. Med erst wieder nach 5 Monaten, nachdem die provisorische Versorgung verloren gegangen war. Nichtsdestotrotz wurde der Zahn in gleicher Sitzung definitiv abgefüllt und prothetisch versorgt. Auch das würden wir heute nicht mehr so machen, sondern unser Desinfektionsprotokoll noch einmal von vorne beginnen. Wir würden bei diesem deutlich eingeschränkten Desinfektionsprotokoll und der nicht indikationsgerechten Aufbereitung unsere Hand sicher nicht dafür ins Feuer legen, dass die Beherdung vollständig knochendicht ausgeheilt ist, auch wenn das langjährige Sistieren der im Vergleich zum Ausgangsbefund sehr kleinen Restaufhellung dagegen spricht. In einem geringen Prozentsatz von ausgedehnten Ostitiden kommt es ja histologisch nachgewiesen zur narbigen Ausheilung. Bei den Bildern handelt es sich in allen Fällen um OPT-Ausschnitte:

Der dritte Fall, den wir heute nachkontrolliert haben, ist besonders beeindruckend. Die Patientin stellte sich mit einer ausgesprochen schmerzhaften druckdolenten Knochenauftreibung oberhalb des Austrittspunktes des Alveolaris vor, der sich in diesem Fall unmittelbar über die Wurzelspitze von 35 projizierte. Als Zufallsbefund fand sich zusätzlich ein klinisch beschwerdefreier beherdeter 36 mit sehr alter Kronenversorgung. Fälle, in denen mehrere Zähne mit noch dazu unterschiedlichen Komplikationen der Endodontitis am selben Patienten betroffen sind, sind im Hinblick auf die voraussagbare Wirksamkeit des angewandten Behandlungsprotokolls naturgemäß besonders aussagekräftig, weil sie einen deutlichen Hinweis darauf geben, dass es sich nicht um die Präsentation von Sonntagsfällen handelt.