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An der Hochschule wäre dieser Fall...

..........möglicherweise unter der Diagnose" Paro-Endo-Fall bei therapieresistenter Parodontitis" gelaufen.  

Schauen Sie einmal auf den Zahn 17! Stark erweiterter Parodontalspalt mesial, praktisch bis zum Apex. Sondierungstiefe > 10 mm. Lockerungsgrad deutlich II. Die Patientin wäre endodontisch behandelt und kurettiert worden, hätte mit einiger Wahrscheinlichkeit den van Winkelhof-Cocktail schlucken müssen, und wäre - mit etwas Pech - womöglich auch noch mit Emdogain und Membranen traktiert worden. Da das alles aber langfristig nichts geholfen hätte, wäre der Zahn mit erheblicher Wahrscheinlichkeit der Zange zum Opfer gefallen.

OPT im März 2001 (Klick!)

Eigentliche Ursache des isolierten Knocheneinbruchs am jetzt devitalen Zahn 17 sind jedoch massive Fehlkontakte bei Laterotrusionsbewegungen mit der Folge funktioneller Überlastung bis zur Gangränbildung und anschließender, also sekundärer Keimbesiedlung des periapikalen Knochens und des Parodontalspaltes. Oder anders herum. Also primäre Keimbesiedlung des aufgrund der funktionellen Überlastung stark erweiterten Parodontalspaltes mit sekundärer Infektion der Pulpa, anschließender Gangränbildung und bakterieller Besiedlung der periapikalen Knochens. Egal. Ein Paro-Endo-Fall ist das allemal. 

Ursächlich verantwortlich ist jedoch die funktionelle Überlastung bei der Laterotrusion. Und solange man diese nicht beseitigt und den Zahn anschließend konsequent ruhig stellt, wird der Infekt nicht langfristig stabil ausheilen.

Die indikationsgerechte Therapie besteht also in einem solchen Fall in einer Wurzelkanalbehandlung unter sorgfältiger Langzeitdesinfektion bei gleichzeitiger (vorsichtiger) Kurettage und der anschließenden Überkronung mit sekundärer Verlötung mit einer neuen Krone an Zahn 16. Das die Kauflächen dabei sehr abrasiv gestaltet werden müssen, um Laterotrusionskontakte zuverlässig zu vermeiden, versteht sich von selbst.

Bei der Verlaufskontrolle nach 9 Jahren zeigen sich röntgenologisch einwandfreie und klinisch blande Verhältnisse. Der vormals stark erweiterte Parodontalspalt an Zahn 17 imponiert wieder physiologisch eng, die Sondierungstiefe beträgt (Interdentalbürstchen!) weniger als 3 mm, die diskrete apikale Aufhellung ist röntgenologisch vollständig knochendicht ausgeheilt, und man sieht bereits im Röntgenbild, dass der Zahn 17 in dem jetzigen Zustand auch ohne Verblockung wieder knallfest wäre. 

OPT im März 2010 (Klick!)

Einer der Hauptsätze der Medizin lautet. "Was heilen soll, muss ruhig gestellt werden!" Wie man deutlich sieht, gilt dieser Lehrsatz auch in der Zahnheilkunde. Was denn auch sonst!

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